Kirchenvorplatz hat jetzt auch ein Café
Eine-Welt-Laden hat ab sofort das Eine-Welt-Café geöffnet

Idyllisch plätschert der Brunnen am neugestalteten Kirchenplatz, der jetzt um eine Attraktion reicher ist. Gesternvormittag wurde das Eine-Welt-Café offiziell eröffnet. Ab sofort kann man fair gehandelten Bio-Kaffee oder -Tee sowie Höhenberger Gebäck im Freien neben dem Eine-Welt-Laden genießen. Das Café soll dazu beitragen, den Platz weiter zu beleben.
Eigentlich war es eine fixe Idee, die bei einem der monatlichen Weltladentreffen geboren wurde, erinnerte sich Gemeindereferent Gerhard Valentin. Nach der Neugestaltung des Kirchenvorplatzes wollte man dazu beitragen, dass der Platz weiter belebt wird und so war die Idee des Straßencafés entstanden. Man wollte erst einmal versuchen, mit relativ geringen Mitteln ein Straßencafé einzurichten. Unter der Federfühung von Maria Mundigl und Conny Eckart vom Ladenteam wurden zwei Biergartentische mit jeweils vier Sitzplätzen hergerichtet, ein Sonnenschirm organisiert, die Genehmigung der Stadt eingeholt und schon kann es losgehen.
Außerdem hatten die Planer der Neugestaltung in ihren Plänen bereits Tische und Stühle zwischen Brunnen und Eine-Welt-Laden eingezeichnet, so Valentin. „Was willst da machen?“ fragte Valentin eher rhetorisch bei der offiziellen Eröffnung am Montagvormittag. „Hier ist es so schön, um zu wohnen und zu arbeiten und seit heute auch, um Kaffee zu trinken.“
Bürgermeister Helmut Haider ergänzte, dass dieses Café auch ein Teil der Quartiersplanung für das Areal rund um die Pfarrkirche ist. Er erinnerte daran, dass es vor der Neugestaltung auch Skepsis und Vorbeghalte gegeben habe. „Jetzt sieht man aber, dass es gut gelungen ist“, so der Bürgermeister. Da nickten auch die Nachbarn beifällig, die zu der Eröffnung gekommen waren. Haider erwähnte auch noch einmal, dass die Kirchenstiftung die Fläche für den Platz zur Verfügung gestellt hatte und so „ist ein gelungener Kirchenvorplatz entstanden“.
Daher habe die Stadt auch gerne das Vorhaben unterstützt, als der Antrag für das Straßencafé gestellt wurde. „Jetzt hoffen wir, dass das Angebot von den Bürgern angenommen wird, dass sie an den Tischen sitzen, dem Brunnengeplätscher zuhören, sich ein bisschen Ruhe gönnen und zu sich finden können“, wünschte sich Haider.
Auch bei den Architektouren am Sonntag wurde der Kirchenvorplatz besichtigt. Dabei wurde ebenfalls herausgestellt, dass das Areal jetzt ein öffentlicher Platz ist, der auch mit Leben erfüllt werden soll. Dazu gehören auch die neu geschaffenen Sitzgelegenheiten, die durchaus zum Benutzen gedacht seien. Dies sei aber so noch nicht in allen Köpfen angekommen.
Gerhard Valentin ging in seiner Eröffnungsrede auch der Frage nach, woher überhaupt die Tradition des draußen Sitzens und Kaffetrinkens komme. Das Wort „Kaffee“ leitet sich von dem altarabischen Begriff „qahwah“ ab. Ursprünglich war damit der Wein gemeint, der den gläubigen Moslems verboten ist. Die Türken nannten ihn dann „kahweh“. Wegen der anregenden Wirkung des Kaffees wurde dieser , anstelle des vergorenen Traubensaftes zum „Wein des Islam“. Die Türken übernahmen nicht nur die Lehre des Propheten von den Arabern, sondern auch ihr liebstes Getränk. Sie machten aus der Zubereitung der gerösteten Bohnen eine große Kunst. Die westlichen Länder kamen erst im 17. Jahrhundert in Kontakt mit dem Kaffee. Das erste Kaffeeehaus Europas wurde 1640 in Venedig eröffnet. Dann war der Siegeszug der Kaffeebohne auch in Europa nicht mehr aufzuhalten. Die Zeitspannen von rund 100 Jahren zwischen 1650 und 1750 reichte aus, um aus dem alkoholfreien „Wein des Islam“ eine bei allen Schichten Mitteleuropas heißbegehrte Alltagsdroge zu machen, so Valentin.
Jetzt, im Jahr 2016, hat er auch den Eine-Welt-Laden in Vilsbiburg erreicht. Die Kaffeebohnen – natürlich aus fairem Handel – werden schon seit seiner Eröffnung im Jahr 1998 angeboten. Rund 25 ehrenamtliche Mitarbeiter sorgen seither für einen funktionierenden Ladenbetrieb. Jetzt kann man den Kaffee oder auch einen fair gehandelten Tee oder Säfte und Limonaden genießen. Mit dem Straßencafé ändern sich auch die Öffnungszeiten des Eine-Welt-Ladens. Er ist ab sofort von Montag bis Freitag, von 9 bis 18 Uhr, und am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet.
Gerhard Valentin meinte, falls das Café nicht angenommen werde, könne man immer noch „Coffee to go“ anbieten. Doch er ist eigentlich froh, dass es erst einmal ein „Coffee to stay“ geworden ist.

Harald Schwarz, Vilsbiburger Zeitung