Alle sprechen vom Niembaum
In Indien wird der Niembaum schon seit Jahrtausenden als Nutz- und Heilpflanze
sehr geschätzt. So heißt "Niem" in der indischen Sprache Sanskrit
"Krankheitserleichterer" und hat sich zu einer regelrechten
"Dorfapotheke" entwickelt. Die Blätter, Samen oder Extrakte daraus
werden heute sehr vielfältig verwendet: Zum Schutz von Nahrungsmitteln und
Naturfasern vor Insektenbefall, als sanftes, natürliches Insektizid in der
Landwirtschaft und Pflanzenpflege, als Heilmittel in der Naturheilkunde, als
Repellent zum Vertreiben von Mücken, Stechinsekten und Parasiten, als
pflegender Zusatz in Zahnpasta, Haarshampoo oder Kosmetika.
Seit den 1920er Jahren wird der Niembaum intensiv naturwissenschaftlich
erforscht und überrascht gerade in jüngster Zeit immer mehr durch seine
vielseitige Anwendungsmöglichkeiten.
Der Niembaum ist ein Verwandter des , Mahagonibaumes, der in trockenem, heißen
Klima bestens gedeiht. Er erreicht schnell die Höhe von 30m und wird zum Bau
von Häusern verwendet. Die Termiten lieben dieses Holz nicht, denn die
Hauptwirkstoffe des Niems (Azadirachtin, Salannin, Meliantriol und Nimbidin)
wirken durch ihren extrem bitteren Geschmack fraßabschreckend und verhindern
die Fortpflanzung von Schadinsekten. Für Säugetiere, Vögel und den Menschen
ist Niem jedoch völlig ungiftig. Und auch Nützlingen wie zum Beispiel
Marienkäfern, Regenwürmern oder Bienen schadet es bei richtiger Dosierung und
Anwendung nicht. Der Niembaum trägt Früchte, die so groß wie Oliven und im
reifen Zustand gelb sind. Aus den Samenkernen dieser Früchte wird durch
Kaltpressung und alkoholische Extraktion Niemöl hergestellt, das die Grundlage
unserer Niem-Produkte ist. Das Niemöl, das die gepa für ihre Produkte
verwendet, ist schadstoffkontrolliert und von hervorragender Qualität. Es wird
regelmäßig vom Institut für Umweltchemie Bremen getestet.
Die Niemsamen werden von den Adivasi, den Nachkommen der indischen Ureinwohner
/innen
und Kleinbauern gesammelt. Sie leben im indischen Bundesstaat Maharashtra. Die
Niembäume wachsen dort wild, am Wegesrand oder als Teil des Waldes. So haben
die Adivasi die Möglichkeit, durch das Sammeln der Niemsamen Geld zu verdienen.
Die meisten Adivasi sind landlos und ziehen als Wanderarbeiter/innen von Haus zu
Haus. Früher sammelten die Adivasi alles im Wald, was sie zum Leben brauchen.
Er ist traditionell ihre Lebensgrundlage und deshalb schützen sie ihn auch nach
Kräften. Die Kleinbauern besitzen zwar kleine Parzellen, aber die Erträge
reichen bislang nicht aus, um die Familien zu ernähren. Deshalb haben sich die
Adivasi und die Kleinbauern, die beispielsweise von der Ausbildung oder vom
Landbesitz her gleichermaßen benachteiligt sind, in der Karha Valley-
Genossenschaft zusammengeschlossen, um ihre Situation gemeinsam zu verbessern.
Die Niemfrucht wird gewaschen und getrocknet und anschließend zum Verar beiter
gebracht oder kalt gepresst. Je nach Größe und Qualität erhalten die Adivasi
zwischen zehn und fünfzehn Rupees pro Kilogramm Niemfrüchte. Oder sie
verkaufen das selbstgepresste Niemöl. So können sie ein guteszusätzliches
Einkommen erzielen.
Die gepa
zahlt einen Mehrpreis von einer Mark pro Liter Niemöl und von 50 Pfennigen
pro Kilogramm Niem- Preßkuchen. Dadurch kann die Genossenschaft Verbesserungen
in der Landwirtschaft finanzieren, die ärztliche Betreuung ihrer Mitglieder
sicherstellen, Ernährungsberatung leisten und den Schul- und Kindergartenbesuch
der Kinder finanzieren.
Verarbeitet werden Niemsamen und -öl von einem sozial engagierten,
mittelständischen Unternehmen in Indien - der Firma Ajay Bio-Tech in Pune.
Sie kauft jährlich rund 100 Tonnen Niemsamen von der Genossenschaft. Daraus
stellt die Firma hochwertige Niem-Erzeugnisse her, die in Indien und im Ausland
sehr geschätzt sind.
Gemeinsam mit der gepa
und dem Institut für Umweltchemie Bremen entwickelt Ajay Bio-Tech ständig neue
Produkte und Anwendungen für Niem. Darüber hinaus finanziert das Unternehmen
die systematische Anpflanzung von Niembäumen durch die Genossenschaft, um den
Adivasi und Kleinbauern eine nachhaltige Einkommensgrundlage zu ermöglichen.
text und foto: gepa