Ein ansehnlicher Kreis Interessierter hatte sich am Dienstag-Abend im Pfarrsaal eingefunden, um sich aus erster Hand über biologisch angebauten und fair gehandelten Kaffee informieren zu lassen. Gemeindereferent Gerhard Valentin eröffnete in seiner Eigenschaft als Verantwortlicher des "Eine Welt Ladens" den Abend und stellte die Referentin und ihre Begleiterinnen vor. Barbara Knecht war als Repräsentantin des Vereins "Solidarität in der Einen Welt" gekommen, der als Träger für die Welt-Läden verantwortlich zeichnet. Außerdem übernahm sie mit ihren brillanten Spanischkenntnissen die Übersetzung des Vortrages der Referentin Dulce Marlen Contreras, einer Kaffeebäuerin aus Honduras. Als zweite Dolmetscherin fungierte die gebürtige Argentinierin Rosario Beitler, Mitarbeiterin im Eine Welt Laden Regensburg.
Engagiert nahm
Dulce Marlen Contreras ihre Zuhörer mit auf die Reise in ihre Heimat
und stellte das Anbaugebiet ihrer Cooperative vor, "das den besten
biologisch angebauten Kaffee produziert."
Sie ging auch auf den weltweiten Preisverfall ein, der vor allem für die
Kaffeekleinbauern den Ruin ihrer Existenzen bedeutete. Deshalb
war die Zusammenarbeit mit der Handelsgesellschaft GEPA ein Lichtblick, immer
mehr Kleinbauern schlossen sich in Genossenschaften zusammen, die Gepa bot ihnen
einen höheren und gerechteren Preis als der konventionelle Markt.
Ihre regionale Genossenschaft wurde 1997
gegründet,400 Kleinbauern und mittlere Betriebe gehören ihr an. Die Mitglieder
zählen sich zum Volk der Lenka. Das
Kaffeeanbaugebiet liegt in der Region um La Paz. Marlen Contreras, die auch
ehrenamtliche Verwaltungsangestellte ihrer Genossenschaft ist, bemerkte mit
Stolz, dass ihre Cooperative in Pionierarbeit den ersten biologisch angebauten
Kaffee aus Honduras an die Gepa lieferte. Die Referentin zeigte in ihren Dias
das Wachsen, Reifen, Ernten und die Weiterverarbeitung des Produkts.
Das kleine Kaffeepflänzchen wächst
ziemlich langsam, erst im vierten Jahr ist der
erste Ertrag zu erwarten. Ein ausgewachsener Strauch erreicht eine Höhe bis
zu 2,50 Meter, er kann jahrzehntelang,
manchmal auch hundert Jahre ertragreich sein. Die
Kaffeeernte dauert fünf Monate. Sie liegt genau in der Zeit der Schulferien. So
kommen viele Frauen mit ihren Kindern, oder auch ganze Familien von der
Bergregion, um ihr Einkommen zu verbessern. Die Kaffeeernte geschieht in reiner
Handarbeit, da der Reifegrad der Kaffeekirsche an einer Rispe sehr
unterschiedlich ist. Außerdem muss
sehr schonend gepflückt werden, da die Pflanzeempfindlich ist. Die
Pflückarbeit führen die Frauen und ihre Kinder aus, für die
Weiterverarbeitung sind die Männer zuständig. So geschieht das Entfernen des
Fruchtfleisches von der Bohne
maschinell. Aus dem getrennten Fruchtfleisch, einer sehr stickstoffhaltigen
Pflanze und anderen natürlichen Produkten wird der Bio-Dünger hergestellt.
Nach verschiedenen Arbeitsgängen werden die getrockneten, ungerösteten Bohnen
in Säcke abgefüllt und für den Export vorbereitet.
Der
Kaffee wird erst in Deutschland geröstet, um die hohen Kosten der Schutzzölle
für eingeführten Röstkaffee zu sparen. Stolz ist Marlen Contreras auf das
Frauenprojekt innerhalb ihrer Genossenschaft. Die Frauen bilden sich in der
Technik des biologischen Kaffeeanbaues aus, sie wirken als Multiplikatorinnen
innerhalb ihrer Dorfgemeinschaften und verändern auch die gesellschaftliche
Struktur.
In einer Aufstellung zeigte die Referentin, wie kontinuierlich der Ertrag ihrer
Genossenschaft von Jahr zu Jahr stieg. Leider konnte die Gepa nicht die gesamte
Produktion abnehmen, da diese ihr Kontigent nach dem Absatz auf dem deutschen
Markt ausrichtet. Das ist natürlich ein großer Verlust für die Kleinbauern,
da die Gepa für einen Sack Kaffee 146 US-Dollar, der konventionelle Handel aber
nur 76 US-Dollar bezahlt. Deshalb haben die Kleinbauern eine weitere
Einkommensalternative gesucht und sich mit dem Anbau von Bananen, Orangen,
Brombeeren und der Heilpflanze Aloe- Vera ein zusätzliches Standbein
geschaffen. Aus der Pflanze Aloe-Vera stellen die
Frauen eine Seife her, die den medizinischen Anforderungen einer gesunden
Hautpflege entspricht. Diese Produkte sind natürlich nicht nur für den Export,
sondern auch für den regionalen Markt bestimmt.
Nach dem informativen und interessanten Vortrag wurde die Referentin noch mit vielen Fragen konfrontiert. Im Gespräch wurde wieder deutlich, dass die Verbraucher in Deutschland sich noch mehr interessieren müssten für die Produkte des Fairen Handels. Gerhard Valentin motivierte in seinem Schlusswort die Anwesenden zu mehr Konsum von fair gehandeltem Kaffee, "denn was für uns ein Genuss ist, wird für die Kaffeebauern eine Chance zu einem besseren Leben." -mb-